Gunnar Folke Schuppert,
22 February 2021
Wenn ich recht sehe, kann man zwei unterschiedliche Perspektiven auf den Begriff der Resilienz unterscheiden: die Anpassungsperspektive und die Verarbeitungsperspektive. Bei der Verarbeitungsperspektive geht es darum, herauszufinden, wie bestimmte Kollektive wie etwa Städte, Organisationen oder ganze Gesellschaften mit Naturrisiken und Sozialkatastrophen fertig werden, d.h. wie sie es schaffen, an ihnen nicht zu zerbrechen, sondern sie – auf welche Weise auch immer – zu verarbeiten. Diese Verarbeitungskompetenz ist für mich der eigentliche Kern von Resilienz.
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Michael Zürn,
14 April 2021
Autoritär-populistische Parteien haben in fast allen liberalen Demokratien in Westeuropa ein Wählerpotential von ca. 20 Prozent der Stimmen. Viel wichtiger noch: Ein erheblicher Anteil der Weltbevölkerung wird von autoritären Populisten regiert. Die bekanntesten Namen sind Bolsonaro, Modi, Erdogan, Orban, Kaczyński, Maduro, Putin und bis vor Kurzem allen voran Trump. Das sind fast alles große Länder, was den autoritären Populismus so wirkmächtig für die internationale Ordnung macht. Der autoritäre Populismus hat sich in relativ kurzer Zeit global ausgebreitet.
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Gunnar Folke Schuppert,
17 November 2022
Der erste Grund, warum wir Verschwörungstheorien mit Skepsis begegnen sollten, ist, dass sie fast dazu einladen, sie für politische Zwecke zu instrumentalisieren.
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Dieter Grimm,
25 March 2024
In a rather banal understanding, constitutional identity means that each constitution is singular in the sense that no constitution looks exactly like the other. In a more prescriptive sense, identity refers to the fundamental principles of a constitution and the basic structure of the order it designs; in short, those provisions without which the constitution would no longer be the same. In a symbolic sense, it means that the people who live under a certain constitution accept it as a more or less good order and can identify with it.
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Tatjana Schaefer,
08 October 2021
Wie bestreitet man das 100. Jubiläum eines Künstlers, der schon zu Lebzeiten als Jahrhundertkünstler bezeichnet wurde – auch als Scharlatan, Ausnahmetalent, Schamane oder Lehrer der Nation. Die vielen Titel des Joseph Beuys kennzeichnen seinen Werdegang weit über seine Lebenszeit hinaus und lassen das Interesse an seiner von Ambivalenzen geprägten Persönlichkeit nicht abebben.
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Uwe Sunde,
29 January 2021
Einen ersten aktuellen Bezugspunkt liefert die Webersche Vorstellung von der Beamtenherrschaft, die eine überraschende Parallele zu aktuellen Argumentationsfiguren von Rechtspopulisten in vielen Ländern findet. So lamentierte Donald Trump wiederholt über einen deep state, der seine Machtübernahme verhindern oder zumindest beschneiden, wenn nicht rückgängig machen wolle.
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Karsten Fischer,
29 January 2021
In den hundert Jahren seit seinem Tod ist Max Weber zu einem, wenn nicht gar zu dem sozialwissenschaftlichen Klassiker geworden. Dementsprechend ist die anhaltende Relevanz seiner Theorien und Analysen unbestritten, auch wo ihre Korrektheit bestritten wird. Dieser seltsame, widersprüchliche Status mag für Klassiker kennzeichnend sein.
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Andreas Anter,
24 November 2021
Max Weber hätte sich wohl nicht träumen lassen, dass man 100 Jahre nach seinem Tod nach seiner „Aktualität“ fragen würde. Er hätte darüber womöglich gelacht, denn er war davon überzeugt, dass seine wissenschaftliche Arbeit nach ein paar Jahren überholt sein würde. Nicht weil es ihm an Selbstbewusstsein gemangelt hätte, sondern weil er aus prinzipiellen Gründen glaubte, dass Wissenschaft geradezu den Sinn habe, zu veralten und überholt zu werden.
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